Weltretten oder: Euer verlogener Altruismus kotzt mich an!

ZITAT: „Ich höre es leider immer noch viel zu oft: ,Warum sollte ich denn auf dieses und jenes verzichten, wenn ALLE ANDEREN es doch auch nicht tun?‘ Auch ich finde es toll, nach Malle zu fliegen oder mich shoppend durch die Konsumtempel treiben zu lassen, aber…“

Und dann folgen die arrogantesten Verlautbarungen, die man so absondern kann: „Wir sollten Vorbild sein“, „Kleinvieh macht auch Mist“, „Wir Erstweltler müssen den Drittweltlern doch zeigen, dass man nicht auf den Tisch kackt.“, „Unseren Kindern zu liebe.“ Und man sieht erigierte Geschlechtsteile der Äffinnen und Affen, während sie sich selbstgefällig in aller Äffentlichkeit in Selbstlosigkeit baden, weil sie nur noch einmal im Jahr in einem ärmeren Land sich den Übermenschen raushängen lassen oder nur noch besiegelte Waren einkaufen.

Denn damit wir unsere Maßlosigkeit nicht merken, gibt es jetzt das Tierwohl-Label, diverse Biolabel, den grünen Punkt und den grünen Knopf – alles Erfindungen, die die Zweifler weiter Konsumieren lassen sollen. Doch der grüne Knopf sagt nur, dass die Frau, die diesen Knopf angenäht hat, auf 90 Quadratzentimetern arbeitet, statt auf den üblichen 70 Quadratzentimeter. Würde man sie wirklich gerecht bezahlen, würde sie so dick werden, dass selbst die 90 Quadratzentimeter nicht mehr reichen würden. Fairness ist das Tor zur Maßlosigkeit der Anderen. Der grüne Punkt sagt, dass Du blöder Konsument dafür bezahlt hast, dass diese Verpackung ordnungsgemäß recycelt wird. Das heißt aber nicht, dass die Tüte nicht doch einfach in Polen verbrannt wird.

Wir sollen weniger fliegen, bewusster einkaufen, nachhaltiger konsumieren … und „verzichten“... auf Fleisch, Einwegbecher, Plastiktüten, aufs Auto. Wir sollen aber stattdessen Tofu fressen, uns den neuen schraubgehypten Mehrweghightec-Becher kaufen, um ihn am ausgestreckten Arm vor uns her zu tragen, Papiertüten verwenden, auf den Erstwagen verzichten – und gleich einen Zweitwagen kaufen und den dann sharen, Silvester darüber reden, ob Knallen noch zeitgemäß ist, darüber streiten, wieviel Steuern auf Sprit und CO2 die Welt retten werden. Wir sollen neue Heizungen kaufen, die noch nicht mal so alten Geräte entsorgen, auf Nachhaltigkeit achten … Fair, Bio, Öko, Eco, Regio, Veggio, … Wir schmeißen dabei Dinge, wie Klimaschutz, Ökonomie, Ökologie, Umweltschutz, die eigene Gesundheit und faire Bezahlung in einen Topf und rühren kräftig um … weil all diese Sachen eines vereint: Es sind Wellnessprobleme. In dem Sinne, dass die Beschäftigung damit dem eigenen Wohlbefinden dient. Und letztendlich dafür sorgt, dass der Konsum weitergeht.

Scheiße, uns geht es wirklich viel zu gut, wer immer dieses uns auch sein mag. Dabei wissen wir: Auch der Klimawandel ist ein Luxusthema derer, die ihn verursacht haben. Und wir werden ihn nicht aufhalten, wenn wir unsere Lebensweise besteuern, das beschleunigt nur die Geldentwertung. Wer das Autofahren teuer macht, wird es nicht abschaffen. Im Gegenteil. Es wird für diejenigen zur Begehrlichkeit, die es sich nicht leisten können. Und Besteuerung von Dingen, die man zwangsläufig braucht, führt dazu, dass sie als Einnahmequelle an Wichtigkeit gewinnen.

Ich bin gegen den Verzicht. Denn es gibt keinen nachhaltigen Konsum. Konsum ist der gedankenlose Verbrauch von Dingen. Die Betonung liegt dabei auf Verbrauch. Es geht dabei nicht um das Benutzen, Gebrauchen, sondern ganz gezielt um das Zerstören durch Benutzen, das Verbrauchen. Denn der Konsum muss immer weitergehen. Immer weiter. Deswegen heißen wir nicht Kevin Kurzmal Benutzer, sondern Otto Normal Verbraucher.

Deswegen sage ich: Der Verbraucher muss aussterben! Er soll elendig verrecken. Solange die Junkies nicht einsehen, dass sie Dreck fressen, werden sie auch nicht clean werden. Wenn wir aufhören zu konsumieren, werden wir die Welt wahrscheinlich auch nicht retten. Aber vielleicht uns selbst. Die Chance, daraus ein Massenphänomen zu machen, steht und fällt mit der Einsicht, dass wir uns in erster Linie damit selbst einen Gefallen tun. Denn alles, was Du hast, hat irgendwann Dich. Also predigt bitte keinen Verzicht, sondern hört halt einfach auf, Dinge, Daten, Essen und Schlimmeres sinnlos und achtlos in euch reinzustopfen. Hört damit auf. Aus reinem Egoismus.

Es ist schlau und egoistisch, so viel Energie wie möglich der Sonne mit Solarzellen abzutrotzen, anstatt Steine auszugraben und sie zu verbrennen. Wo ist da bitteschön das Opfer? Ich bin deshalb Halbveganer, Flixbusser und stolzer Besitzer von zwei paar Schuhen, weil es das beste Leben ist, was man führen kann. Ich muss nicht auf Nutella verzichten oder auf Schweinskopfsülze. Sowas isst man einfach nicht. Ist man einmal davon runter, merkt man, wie schön das Leben sein kann. Ohne Palmöl und ohne Neurodermitis. Und im Vertrauen: Es kackt sich halt auch einfach besser.

Die Politik wird es nicht richten. Sie ist in der gewaltengeteilten Gesellschaft der Teil, der die Regeln aufstellt und bestenfalls, als fauler Kompromiss, für ein friedliches Miteinander mehrerer (nicht aller) Interessen zuständig. Einer der Grundpfeiler unserer Gesellschaft ist jedoch das Wirtschaftswachstum. Und wenn wir beispielsweise relevant weniger Strom verbrauchen, führt das zu weniger Einnahmen bei den Stromverkäufern. Deshalb wird der Strom teurer. Werden weniger Lebensmittel verkauft, muss eben mit weniger Verkauf derselbe Umsatz eingefahren werden. Ganz einfach. Ach, um wo wir gerade dabei sind: Abgaben, Bürokratie, Steuern und ein paar andere Dinge haben dazu geführt, dass der Aufschlag auf die Kosten eines Produkts in der Verkaufskette immer bei mindestens 400 % liegen muss. Egal, welches Label draufsteht.

Ich finde auch, dass man ein paar grundlegende Dinge verbieten sollte. Ich bin für Gefängnisstrafen beim Nachweis von Sollbruchstellen, für ein Werbeverbot für alle abhängig machenden Produkte – und das sind nicht nur Drogen -, für das Verbot von Kreuzfahrten, für ein Verbot von Massentierhaltung, für ein Verbot von Fleischverkauf jenseits selbst schlachtender, scharf überwachter Bio-Metzgereien, für ein Verbot, Essen wegzuwerfen und für ein Verbot von Prostitutionsinanspruchnahme, gegen Kinderehen, gegen Kindertaufen, gegen Glaubenssubventionierung. Generell sollten Religion, Drogenmissbrauch und Menschenumbringen erst ab 18 erlaubt sein. Ich bin gegen den nichtstationären Verleih von Zweirädern aller Art, gegen Kaffee zum Gehen und gegen Einweggeschirr. Und ich bin gegen Bio-Produkte und gegen FAIRTRADE Label. … Verbietet doch einfach unfair getradete Nahrungsmittel, die nicht Bio sind. Oder schreibt es wenigstens drauf: „UNFAIR UND NICHT BIO. DIESES PRODUKT IST VERSEUCHT UND FÜR DAS ELEND VIELER MENSCHEN VERANTWORTLICH. VIELLEICHT SOGAR FÜR DEINEN DARMKREBS.“
Verbietet die Printwerbung – generell – und die unverlangte Verteilung von Prospekten. Mit Anzeigen kann man ja gern weiterhin Inhalte finanzieren. Aber Anzeigeblätter, Kataloge, Sonderangebotsfaltblättchen oder die Bild gehören verboten. Ich bin für ein generelles Smartphoneverbot auf Straßen, Radwegen und Fußwegen und bei Tinder-Dates, für ein Verbot von Ritalinvergabe an Kinder und Jugendliche, für ein Verbot von Formel 1, Formel 2 und sämtlichen anderen motorisierten Kreislauferkrankungen. Ich bin gegen Skilifte. Ab sofort darf man nur noch die Hügel runterrutschen, die man erklommen hat. Ich bin auch für ein Verbot von zwangsintervalisierter Dekadenz, wie dem Fasching, dem Oktoberfest, dem Unterhalt zweier Regierungssitze wie Bonn und Berlin oder Strassburg und Brüssel. Oder dafür, dass die Volksvertreter ihre scheiß Regierungsmaschinen halt mit Passagieren oder Hilfsgütern vollmachen müssen, bevor sie abheben dürfen, um mal wieder wegen eines Gespräches über ein Meer zu fliegen. (Man könnte ihnen, ganz nebenbei, vielleicht auch erklären, wie das mit den Videoanrufen bei Telegram, Whats App oder FaceTime funktioniert. Aber das ist eine andere Geschichte.)

Von mir aus können die da oben in ihren leeren Flugzeugen alles verbieten, was ich sowieso nicht mache. Aber das Verbot wird es nicht richten. Der Alte Fritz hat sich lange den Kopf darüber zerbrochen, wie er seine Untertanen dazu bringen kann, Kartoffeln zu essen, damit sie so dem Hungertod entgehen und dem Heldentod zugeführt werden können. Natürlich hatte er nicht das Wohl der ihm zwangshörigen Menschen im Sinn, sondern er sorgte sich um sein Mensch-Material, das er verbrauchen, das sich um ihn sorgen und für ihn Kriege gewinnen sollte. Doch niemand wollte diese Knolle freiwillig essen, die Frauen steckten sich Kartoffel-Blüten ins Haar und ein paar fraßen das Kraut und bekamen Flitzekacke davon. Letztendlich hat der Alte Fritz uns Krautfresser zu Kartoffelfressern gemacht, indem er es uns verbot … nicht das Kraut, sondern das Kartoffelessen. Er hat sie anbauen, die Felder streng von Soldaten bewachen – und sich dann bestehlen lassen. Geile Strategie.

Es gibt – neben den paar Sachen, die der Newton entdeckt hat, wie die Gravitation und, dass weißes Licht schwul wird, wenn man es durch ein Prisma leitet, noch ein paar andere Naturgesetze in unserer Welt, die wir nicht ändern werden: Da gibt es, neben diesem Ursache-Wirkung-Dingens und dem Energieerhaltungssatz noch etwas, das wir bei unserer Klimaschutzdebatte gern vergessen: Die Entropy. Jedes System strebt einer natürlichen Unordnung entgegen. Um ein System zu erhalten, muss man ihm Energie zuführen. Das gilt für Häuser, Straßen und unsere Güter ebenso, wie für Bäume und Sträucher. Und führt man einem lebenden System Energie zu, dann versucht es mit dieser Energie alles, sich selbst zu erhalten. Notfalls auch durch Reproduktion. Auch das unterscheidet uns Menschen von einer Playmobilfigur.

Das, was der Mensch System nennt, nämlich gesellschaftliche Strukturen, die er nicht mehr überblicken kann, funktioniert ähnlich. Unsere Systeme werden sich selbst erhalten und nichts tun, was ihre Existenz in Frage stellt. Das Arbeitsamt nicht, die Onkologie nicht, das Militär und die Landesbauämter auch nicht. Auch auf den Selbsterhaltungstrieb sämtlicher Lebensformen, den Verbreitungswillen von Genen und Viren kann man sich immer verlassen. Und auf die Gier. Die der anderen und die eigene.

Sich letztendlich von allen Begehrlichkeiten zu befreien, von den fremden und den eigenen, Fässer oder zumindest Tiny Houses bewohnen, wenig zu besitzen und seine Gier zu kontrollieren, sollte reiner Selbstzweck werden. Also geht bitte anspruchsfrei und besitzarm dort hinaus in die Welt, werft allen Ballast fort, den ihr nicht braucht, seid frei und lasst euch von den Beladenen und Besitzenden nicht als Gutmenschen, sondern als Egoisten beschimpfen.

Wenn ihr dann nickend lachen könnt, dann ist die Welt gerettet, zumindest eure eigene. Und nur wenn es erstrebenswert, also cool, sexy und lukrativ ist, nachhaltig, konsumfrei und vegan zu leben, werden es alle tun.

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