Synchronicity Pt. 3
24 Stunden nachdem ich „Harter Stuhl“ gegoogelt habe, überrascht mich Facebook mit Abführmitteln und Holzmöbeln. Und mit „1984- Sex Crime“ von den Eurythmics.
Die Pizzeria meines Vertrauens hatte selbiges gerade verspielt, weil eine Pizza sich kurz unterhalb meiner Speiseröhre zu einem Betonklumpen verdichtet hatte, der seitdem langsam die Eingeweide entlangschleicht.
Weil sich Facebook sicher ist, dass ich noch lebe und mir Medikamente verkaufen will, die über den Placebo-Effekt und Geldbeutelinhaltsverkleinerung hinaus keine Wirkung zeigen, beruhige ich mich. Weil die Kugel in meinem Inneren zu stechen anfängt, mache ich einen Corona-Test.
Negativ.
Ich versuche zu arbeiten.
Negativ.
Ich versuche, etwas Sinnvolles zu machen. Abwaschen.
Negativ. Das kleine Alien in mir bestraft jede Form der Bewegung.
Also beschäftige ich mich mit dem, was Facebook mir vorschlägt: Dünnschiss und Verstopfungen. Risiken und Nebenwürgungen.
Ein Boulevard-Medien-Chefredakteur wird entlassen, weil er … „ intime Verhältnisse mit oftmals sehr viel jüngeren Mitarbeiterinnen gehabt hat und dabei Berufliches mit Privatem vermischte.“ Außerdem soll er Drogen am Arbeitsplatz konsumiert haben.
Aha. Und was ist daran jetzt so ungewöhnlich? Irgendwer muss den neuen Mitarbeiterinnen doch erklären, worauf es ankommt … damit sie wissen, worauf es nicht ankommt, nämlich auf Inhalte und Kompetenz. Kompetenz – Potenz. Das klingt ähnlich, das verwechselt man schnell.
Wieso wird also ein Journalist in einer potenten Postion plötzlich und unerwartet gefeuert, obwohl er einfach nur seine Arbeit gemacht hat? An den Inhalten kann es nicht liegen. Er war Chefredakteur der Bild. Dass er unkontrolliert rumvögelt und kokst, war seit Jahren bekannt, man hätte ihn zum Arzt geschickt, wenn er damit aufgehört hätte… Und der hätte ihm blaue Pillen verschrieben.
Das ist das Prinzip in solchen Hierarchien. Macht und Kontrolle. Dafür gibst Du Selbstachtung, Prinzipien und Moral an der Garderobe ab. Und bei der ersten Gehaltserhöhung sind dann am Feierabend die Klamotten weg…
Bei ein paar wenigen Serientriebtätern geht es danach wirklich um Weltherrschaft oder American Psycho oder Russisch Roulette. Aber alle anderen kämpfen dann ums nackte Überleben. Man braucht halt immer mehr dafür. Suff mit V und mit FF sind nur der Anfang. Am Ende ein großes Haus, um in die Häuser der Serientriebtäter reinzukommen und ein Boot, um alle anderen zu verschaukeln. Und immer mehr Leute um sich rum, denen man auch die Klamotten weggenommen hat, damit man sich nicht nackt fühlt. Und ständig dieses Grummeln im Bauch und der Drang, warme Luft abzusondern.
Also macht man als Gefickter die anderen zu Gleichen unter Gleichen und sich dabei immer ein bisschen Gleicher. Egal ob in Medien, Kunst, Kultur, Versicherungen, Autos, Bitcoins, Politik, Abhehm- oder Abführmitteln. Sex, Drugs und …. (Branche einsetzen). Die Grenzen zwischen Verblendung, Begeisterung, Verarsche und Erpressung sind da schon immer sehr fließend gewesen.
Natürlich werden ungleich mehr Leute mit der Verheißung auf Karriere flachgelegt, als dann aufsteigen können. Schaut mich an. Ich habe mir Hoffnungen gemacht, mir echt Mühe gegeben, jetzt bin ich immer noch Layouter in Teilzeit und Vater eines dreieinhalbjährigen Kindes.
Dieser Chefredakteur hatte sich zudem gerade als Blaue-Pillen-Verteiler und Heiland aufgespielt, Hubertus Heil und Karl Lauterbach zumindest nachgewiesen, dass sie sich mehrfach widersprochen haben. Auch wenn mein Bauch mir ständig das Gefühl vermittelt, dass dieser Typ einmal die Wahrheit gesagt haben könnte. Und er dadurch sehr leicht zum Mehrtürer avancieren könnte, was natürlich totaler Quatsch ist. Dieser Mensch sagt das, was er sagen muss, damit er ans Ziel kommt. Und wenn es die Wahrheit ist. Dass das zeitlich mit einem Artikel über ihn zusammenfällt, der in den USA erschienen ist, ist erst einmal Zufall. Genau wie dieser Hubschrauberunfall von dem Intelligenten Augustus, der den Amthor auf der Gehaltsliste hatte. Gibt es einen Gott? Warum lässt er mich dann an einer Pizza sterben? Hallo Bauch! Es ist nur warme Luft. Nur weil etwas zeitlich nacheinander abläuft, hat es noch lange nichts miteinander zu tun.
Worauf wir uns mit meinem Bauchgegrummel und den Missbrauchten einigen können ist, dass man diesen Chefredakteur nicht wegen seiner Kokserei und Fickerei abgesägt hat. Den Absägern seid ihr Missbrauchten und Verführten vollkommen egal.
Also lasst euch halt nicht von selbsternannten Mentoren und Messiassen aufs Kreuz legen. Oder lasst wenigstens eine Kamera mitlaufen. Die meisten Jobs, die ihr dafür bekommt, sind lausig, egal wieviel Geld man am Ende dafür einstrapst – und der Weg dorthin ist deshalb so lang, weil ihr in der Zeit, wo ihr glaubt, etwas zu lernen, umsonst arbeitet, gelenkig und zeitlich flexibel seid und anderen die bezahlte Stelle nicht streitig machen könnt.
Und merkt euch genau, wer euch verarscht, anlügt, betrügt, was euch guttut oder schadet. Hört nicht auf euren Bauch. (Aua, das klingt wie Acid House ohne Bassdrum.) Oder gar auf euer Herz. (Dumm, Dumm-Dumm. Da kommt am Ende nur Hip Hop raus.) Benutzt euren Kopf. Lasst eure Klamotten nicht unbeaufsichtigt. Und, egal, von welcher Stufe der Leiter ihr anderen auf den Kopf kackt: Geht halt zum Koksen aufs Klo.
Dabei bedenkt die Folgen: Es drohen Abhängigkeit, Elektrolytemangel, Darmrisse, Inkontinenz, Herzkasperitis, ob man nun kokst, rumvögelt, sich verbiegt, andere verbiegt oder Abführmittel nimmt.
Seid konsequent, wie ich: Ich mache das Smartphone aus. Trinke mein Weizenbier auf Ex, gehe aufs Klo, schließe ab, setze mich hin und warte.
Egal, ob ich einen neuen Villeroy-und-Boch-Qualitätstest erfinden werde oder am Ende der Metamorphose sich ein kleines Alien durch meine Bauchdecke beißen wird oder sich das Ganze doch als altersbedingte Flatulenz entpuppt und nach einem zimmerpflanzentötenden, erderwärmungsbeschleunigenden Methangasausbruch alles wieder wie vorher sein wird … es wird meine letzte Pizza gewesen sein – und mein letztes Volontariat – für sehr, sehr lange Zeit.
Gelesen u.a. bei „Ohne Wenn und Laber„