Sinnlos (aus Morbus Dei 2007)

Mein Bruder ist sehr anstrengend. Er will immer alles ganz genau wissen. Immer wenn ich von meinen nächtlichen Streifzügen heimkehre, soll ich ihm erzählen, wie es war. Wie die Dinge aussehen, interessiert ihn dabei weniger, er will vielmehr detaillierte Beschreibungen von den Dingen, die in mir ablaufen. Emotionen, sagt er, sind die Essenz des Seins. Emotionen, sage ich, sind lästige chemische Reaktionen im Körper, die uns zu allerlei erniedrigenden Handlungen treiben, Ängste schüren, Begierden wecken, Süchte pflegen. Berichte ich ihm von einem Umtrunk an der Bar, will er die Beschaffenheit der Gläser wissen, wie der Drink schmeckte und den Klang der Stimmen meiner Kumpanen beschrieben haben. Selbst wenn es dabei um Frauen geht, will er wissen, wie sie sich anfühlten und was ich dabei empfunden habe.
Kleine Brüder können einem ganz schön auf den Geist gehen. Meiner ist zudem mit dem Fluch eines aktiven Hirns belegt und zugleich mit der Unfähigkeit, es abzuschalten. Er liest mit den Händen und Ohren. Fragt ständig seine menschliche Umgebung aus. Und er spielt leidenschaftlich gern Klavier. Weiterlesen „Sinnlos (aus Morbus Dei 2007)“

Thomas Manegold - Der Schläfer in der Stadt (c) periplaneta 2014 - All rights reserved

Denn Du schluckst, was Du kuckst

EIN STEINALTER TEXT (unverändert) AUS DEM JAHR 2006

Rückblendung. „Guten Tag, ich möchte meinen Fernseher abmelden. Und das Radio gleich mit. Wieso geht das nicht? Natürlich habe ich die Geräte noch, aber ich ziehe um, und ich habe nicht die Absicht, sie wieder in Betrieb zu nehmen. Wieso klingt das unwahrscheinlich? Ja, ich weiß, dass es kein Argument ist, wenn ich sagen würde, dass ich ARD und ZDF gar nicht einschalte, nein, ich will die Geräte noch nicht mal bereitstellen. Nein …”

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Noch´n Gedicht

TraumTod

Treuesiegel brechen immer wieder.
Blicke lodern samtweich übers Heer.
Seelenspiegel senken ihre Lider,
tragen ihre Botschaft hin zum Meer.

Klagelieder rufen ferne Winde
zu den Uferstränden dieser Stadt.
Immer wieder türmen sich die Gründe,
hoch hinaus zu fliehen nur, anstatt
zu singen mit dem Chor der Toten
Hymnen an die Nacht, die keiner stört,
statt zu ringen, um für den Despoten
Land zu halten, das ihm nicht gehört.

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Thomas Manegold - Der Schläfer in der Stadt (c) periplaneta 2014 - All rights reserved

Was gesagt werden muss

Grass für einen Tag

Ich hab auch ein Gedicht geschrieben, schon vor Jahren, fast zum selben Thema. Und kein Arsch hat sich dafür interessiert. Niemand fand es so Scheiße, dass ich damit auf den Titelseiten der Nachrichtenmagazine landen konnte. Wer ist eigentlich dieser Günter?

Noch nie gab es so viel Wirbel um ein Gedicht. Das Problem dabei ist, dass es keins ist. Die Rede ist von Günters angeblich krassen Verlautbarungen über Israel, die gerade inflationär durch die Medienmaschine getrieben werden. Es ist geradezu lächerlich, wer da was und wieviel darüber zu sagen hat.  Inhaltlich hat Günter ungefähr so viel neues, brisantes und unkorrektes wiedergegeben, als hätte er anno 2012 im Bundestag vor laufender Kamera behauptet, die Erde sei eine Kugel und sie würde sich drehen…

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Zum Geleit (Leseprobe)

Zum Geleit

„It´s only after we´ve lost everything,
that we´re free to do anything!“
Tyler Durden

Als sie dir die letzte Wahrheit
und das Licht des dritten Auges nahmen,
als sie ihr finales Feindbild,
ihren Sinn des Lebenskrieges fraßen,

zertraten sie mit tönernen Füßen
ihr begehrtes Gut des Hasses,
zermalmten sie mit faulen Zähnen
die letzte friedenstaube Krähe.

Weiterlesen „Zum Geleit (Leseprobe)“

Leseprobe – „Ich war ein Grufti“

Geständnis

„He writes accursed in his bed,
the wretched sleep of the undead,
the slow parade of faded friends,
the long dark sleep that never ends.”
Paul Roland

Ich war ein Grufti, ja, ich gebe es zu. Ich lungerte auf Friedhöfen herum, auf denen noch nicht mal ein weitläufiger Bekannter von mir verscharrt war, ich habe mich vor den Schädelbergen in den Pariser Katakomben ablichten lassen, mit Ratten mein letztes Brot geteilt. Ich bin schwarz Bus gefahren und schwarz Auto gefahren und schwarz geflogen, schwarz an den Badestrand gegangen und nachts mit Sonnenbrille durch die Straßen gelaufen. Weiterlesen „Leseprobe – „Ich war ein Grufti““

Inthronisation 2.9 (Youtube)

„Inthronisation 2.9“ Morbus Animus Video Trailer (2011)

Darsteller, Text und Stimme: Thomas Manegold, Kamera: Marion Alexa Müller, Dinah Reetz,

Leseprobe Teil 2

Morbus Animus Leseprobe 2

Necrophagen


Karnivore ernähren sich überwiegend von Fleisch. Man unterteilt sie entsprechend ihrer Essgewohnheiten. Da gibt es die latent omnivoren, die auch mal Pflanzliches zu sich nehmen und die Nekrophagen, die es gern auch mal ein bisschen angegammelt mögen, so wie beispielsweise die Geier.
Aber auch Raben fressen totes Fleisch und rufen auch mal die Wölfe, falls sie mit dem Zerkleinern Schwierigkeiten haben.
Sie alle essen, was sie töten oder das, was weg muss, herumliegt und irgendwann ordentlich stinken würde.
Einen reinen Aasfresser gibt es eigentlich nicht und umgekehrt ist kein Fleischfresser so pingelig, wenn er etwas findet, das schon ein paar Tage nicht mehr gezappelt hat oder nicht aufgegessen wurde. Der Grund, dass Geier überwiegend Gammelfleisch futtern, ist eine archaische Größe, die in jedem Wesen fest verankert ist: Die Faulheit, oder besser das Bestreben, mit so wenig Energie wie nötig, so viel Energie wie nur möglich aufzunehmen. Töten kostet Zeit, Nerven und Energie. Es ist immer einfacher zu essen, was rumliegt, als irgendeinem Wesen, das am Leben hängt und nicht bereit ist, den Löffel abzugeben, hinterherzuhetzen.
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Morbus Animus Video Trailer

Es ist vollbracht! Wir haben zwischen zwei Regen-Tiefs einen Tag Sonnenschein erwischt und einen tollen Trailer abgedreht. An den Kameras standen  Marion Alexa Müller und Dinah Reetz. Wir drehten an der Bösebrücke, im Arminpark und im Mauerblümchen Berlin, Schnitt, Regie lag einmal mehr in der Obhut von Marion Alexa Müller. Und von Christoph Theußl stammt die finale Musik.

Morbus Animus Video Trailer

Leseproben

Himmelsthor- Auszüge

erst im roten tränenmeer der zeit
trägt die vernunft den sieg davon
gibt es einen gott
und einen geist
und keinen namen
für den man tötend stirbt
Auszug aus „Christilence“

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Leseproben

Morbus Dei- Auszüge aus dem Buch

Morbus Dei

Der Schrei hallte lange in meinem Kopf nach, dann war Ruhe. Bevor die Stimmen wieder zu flüstern begannen, breitete sich für einen Augenblick die Ewigkeit aus. Die Räder standen still und die Erde schien erstarrt zu sein. Irgendwer hatte irgendwo versucht, den Sonnenaufgang zu fotografieren und genau den Punkt am Auslöser gefunden. Die Amsel hatte sich gerade schön gemacht und tief Luft geholt. Die kleinen Lungen waren gespannt, wie das Universum am Ende der Ausdehnung.

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Video „Lichtsturm“

Thomas Manegold liest „Lichtsturm“ aus Morbus Dei. Ein Experimentalfilm mit großen Worten und kleinen Käfern!
Zeit: 6:07 min, Format: 320×180, Kamera : Marion A. Müller, Schnitt: Marion A. Müller