Kühe auf Usedom

Lang lebe der Tod

Der erste März ist bei uns im Osten der Tag der Nationalen Volksarmee gewesen. Kommt ja vielleicht bald wieder, zumal man sich derzeit wünscht, die Politik möge sich doch diesbezüglich auf nur einen Ehrentag im Jahr beschränken oder sich rhetorisch wieder etwas gemäßigter ausdrücken. 

Ich empfand damals den Begriff Friedensarmee schon als euphemistischen Bullshit. Denn „Friedens-Armee“ ist ein unklassisches Oxymoron. Unklassisch, weil ein Oxymoron ein rhetorisch gewollter Widerspruch ist. Ein Widerspruch in sich. Ihr wisst schon: „Dunkel wars, der Mond schien helle“ oder ein „schwarzer Schimmel“ (mit vier Beinen). „Gutbürgerlich“ zähle ich auch dazu. Was viel über mich preisgibt. Die Welt ist voller offener Geheimisse.  

Katastrophen sind aber oft von vielen unabsichtlich komischen bis absurden Formulierungen gepflastert.

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TresenLesen: Jenseits von Gut und Böse (Premiere)

Marion Alexa Müller & Thomas Manegold lesen Verlegtes, Gefundenes und Eigenes vom Frieden

Ja, es ist kühn und ein bisschen arrogant, wenn man in der Überschrift schon die Pointe verrät: Wir sind dafür. Also für Frieden, Freude und so… wobei Frieden schon ein starkes Wort ist. Und eines, dessen Plural mal wieder verwendet werden sollte. Es gibt kleine und große Frieden. Weltfrieden, Einbisschenfrieden. Wobei der große im Großen schon eine Folge von Krieg sein könnte.  Krieg ist übrigens ein Antonym von Frieden. Vom Krieg wird derzeit viel mehr gesprochen in der Welt. Und in einer Art, als handle es sich dabei um Vollkornkekse oder eine Geschäftsidee.
Und wir haben das Bedürfnis, dem etwas entgegenzusetzen. Das wiederum bringt uns  dem großen Frieden in uns selbst wieder ein Stück näher.

Wir lesen was vor. Eigene Texte, Geschichten aus den Büchern, die im Verlag erschienen sind –  und vielleicht zitieren wir den ein oder anderen Menschen, der bereits etwas Schlaues dazu gesagt hat. Wir wollen dabei konstruktiv bleiben, anstatt über Politik zu streiten oder uns vom sogenannten Tagesgeschehen frustrieren zu lassen. Anstatt über die pseudorelevanten Themen Meinungen zu äußern, würden wir gern erst einmal die Begriffe definieren.

“Jenseits von Gut und Böse” soll eine unregelmäßig stattfindende Veranstaltungsreihe werden. Verlagslesung mit Themenschwerpunkt sozusagen. Fragen und Wortmeldungen dazwischen sind ausdrücklich erwünscht.

JENSEITS von GUT und BÖSE
22.03.24 19:30 Periplaneta Literaturcafé Berlin

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dj-tom-manegold - subkultur

25 Jahre „Isaak“ von Janus

Eines meiner prägendsten Erlebnisse als DJ und Musikjournalist feiert dieses Jahr 25jähriges Jublilat.

1998 ist das Album „Vater“ von Janus erschienen. Sowie deren erste „Single“ „ISAAK“. Janus setzten damit neue und, wie ich finde, bis heute unerreichte Maßstäbe. Mit einem einzigartigen Crossover aus Metal, Rock, diverser Electronica und Klassik (im weitesten Sinne) setzten sie sich stilistisch zwischen alle Stühle und bestachen mit einem unglaublich guten, komplexen, wie auch kaputten Textwerk über Traumata, Krieg, Mord, Trauer und anderes Allzumenschliches …

Ich habe hernach jahrelang mein Publikum mit den meistens überlangen Janus-Werken erfolgreich malträtiert. „Bruderkuss“ … „Schwarzer Witwer“ … „Scherbengesicht“ … „Paulas Spiel“ … „Hotel Eden“ und eben zuallererst dieses hier: „ISAAK“. Jetzt, da ich Vater bin, ist es noch einmal was ganz anderes, das zu hören … after all these years.

Danke an Rig & Toby!

Die Sonne hielt sich feige hinterm Horizont versteckt,
da trat Vater in mein Zelt und hat mich aufgeweckt.
Er sagte: „Steh auf, Sohn! Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.
Gott verlangt ein Opfer und der Weg zum Berg ist weit.“

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20/22 Bücher von Periplaneta 2022

2022 gibt es 20 neue Veröffentlichungen aus dem Hause Periplaneta. Wir haben 3 Kurzgeschichtenbände, 2 Sachbücher, 7 Romane, 3 Kinder- und Jugendbücher. 3 Lyrikbände, und 2 journalistische Veröffentlichungen realisieren können. Zwei Bücher in der Edition Blickpunkt, zwei in der Edition Totengräber, fünf in der Edition Periplaneta, eines in der Edition MundWerk, drei in der Edition Drachenmücke, fünf in der Edition Subkultur und zwei in der Edition Reimzwang. Zählt man die beiden überarbeiteten Neuauflagen hinzu, sinds sogar 22 Veröffentlichungen.

Dieses Jahr war es rundherum gefühlt noch schwerer als in den Jahren zuvor. Doch immer noch macht es glücklich. Auch wenn hernach die Promotion nochmals schwieriger geworden ist, weil Buchhandel und Medienlandschaft doch ganz schön Federn lassen mussten, Planbarkeit ein Fremdwort geworden ist und die Logistiker ganzjährig auf dem Zahnfleisch krauchen … Und uns deshalb auch der Großhandel noch stiefmütterlicher behandelt, als in den Jahren zuvor. Was jetzt weder die Stiefmütter dieser Welt noch die Buchhändler diskretitieren soll … alle tun, was sie können.

Und wir verzagen nicht. Die ersten Projekte 2023 sind in Vorbereitung und auch sonst haben wir wieder Großes vor. Immerhin haben sich unsere Umsätze mehr verlagert, als dass sie eingebrochen sind. Und das haben wir auch unseren Fans und Sympathisanten zu verdanken.

Hier nun unsere Veröffentlichungsliste 2022 (in der umgekehrten Reihenfolge ihres Auftretens). Passt alles prima unter Tannenbäume. Und auch wenn manche Projekte bislang nicht die Aufmerksamkeit bekommen haben, die sie eigentlich verdienen, schreiben wir sie nicht ab. Weiter gehts und immer weiter. Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass es nächstes Jahr wieder besser werden wird. Es sei denn, irgendein Idiot findet noch eine Luke, die in einen weiteren Keller führt … All unsere Bücher findet ihr in unserem Onlineshop https://www.periplaneta.com.

ToM

Thomas Manegold- Druckvorstufe

Vier Bücher für die Edition SUBKULTUR

Anno 2022 habe ich unter anderem wieder vier Bücher für die Edition Subkultur machen dürfen. Eigentlich ist das für die Independent-Edition von Periplaneta eher das, was in einem halben Jahr gemacht werden sollte, aber es ist wie es ist: Das Leben ist ein bisschen trister und kaugummiger geworden. Wir machen weiter, auch im nächsten Jahr, und ich bin froh, Teil folgender Subkultur-Projekte zu sein:

Soundtrack of my Life: Jan Koch „Was mit Menschen“

Jan Koch: „Was mit Menschen“

Längst rieseln sie aus Ritzen
und sie steigen aus dem Klo
Sie schlüpfen aus gewaltigen Gelegen irgendwo
Und sie sind nicht mehr zu vertreiben
und wenn doch mal einer geht
hinterlässt er zwanzig neue
und ein stinkendes Sekret.

Eine Hymne! Ich habe Jan Koch zweil Mal live erleben dürfen. Ein grandioser Liedermacher mit phänomenalen Texten. Die CD „Im falschen Café“ gehört zu meinen Singer-Songriter-Faves.

Thomas Manegold - Der Schläfer in der Stadt (c) periplaneta 2014 - All rights reserved

Das ewige Lied über Zensur

Dieser Kelch ist bislang an mir vorübergegangen. Doch jetzt ist er über unser aller Köpfe ausgeleert worden. Dieser Kelch voller Gülle und abgestandenem Sperma. Die Ausgeburt des Dummen. Eine Mischung aus verstümmeltem Schlager, Technobumms und unterirdischen Wortgruppen.

Dabei ist eigentlich nichts passiert, würden sowas nicht Horden besoffener Dumpfbacken ständig zur Nationalhymne ausrufen. Der Hit war, wie viele Hits, einfach nur ein Joke. Im Video ist Layla wohl auch eine Lola, also ein Mann. (In Anlehnung an die Kinks)

Der Mensch neigt dazu, sich zusammenzurotten, sein Hirn zu betäuben und dann zu kopulieren oder zumindest davon zu träumen. „Ficken, Bumsen, Blasen, alles auf dem Rasen“, sangen schon die Toten Hosen. Selbst Freddie Mercury sang darüber, dass die Mädchen mit den dicken Hintern den Rock´n´Roll rundlaufen lassen.

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Gehört: „Du darfst nicht alles glauben, was du denkst“ von Kurt Krömer

Trigger: Kurt Krömers „Coming Out“ hat mich an mehreren Stellen ziemlich aufgeregt. Es funktioniert vielleicht als Lebensbeichte und als Tatsachenbericht. Aber nicht als Ratgeber. Auch dann nicht, wenn es ganz offensichtlich versucht, Ratschläge zu geben. Es basiert zudem auf den Notizen, die der Autor sich als Patient gemacht hat, so wie andere Patienten auch und das merkt man dem Buch an.

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Soundtrack of my LifE 022: Wir sind Helden

„Wir sind Helden“ haben 2000 mit ihrem Erscheinen auf der Bildfläche und mit ihrem Debüt „Die Reklamation“ 2003 die deutsche Musikszene reformiert, reanimiert, revolutioniert … Keiner hatte sowas kommen sehen. Kam aber trotzdem. Niemand hat seitdem deutschsprachige Popmusik mit mehr Inhalt gemacht. Judith Holofernes Textwerk hatte es mir schwer angetan. Über die vier Alben haben sich die Themen logischerweise geändert und einige davon haben mich auch nicht interessiert. Aber die Art, relevante Verse mit eingängigen Melodien zu Ohrwürmern zu verschmelzen und durch Haufenreime, geistreiche Wortspiele, Sinnverschränkung und Metaphern das Mitsingen zu erschweren, hat mich nachhaltig berührt. Insbesondere ihre Zeilen für die Suizidalen und chronisch Traurigen sind mir im Kopf geblieben.

Ich erkenn‘ hier nichts wieder. Alles müde und alt.
Und ich male uns beide als Umriss aus Kreide auf den Asphalt

Du erkennst mich nicht wieder. Unerkannt
hab‘ ich dann drüben im Park meine Kleider verbrannt.

Ich erkenn‘ mich nicht wieder. Nur mein Herz, das noch schlägt
Und ich hebe die Arme, um zu sehen ob die warme
Nachtluft mich trägt.

Du erkennst mich nicht wieder. Unerkannt
flieg‘ ich ans Ende der Stadt, ans Ende der Welt –
und über den Rand.

Rund zehn Jahre nach diesem Song hier war dann leider Schluss. Und weitere 10 Jahre später, also heute, ist die deutschsprachige Popmusik in einem so schlimmen Zustand, als hätte es „Die Reklamation“ nie gegeben. Kann Frau Holofernes aber nix für. Ihre Soloschreiben reichen nicht so ganz an die alten Helden heran … haben aber auch ihre Momente für die Ewigkeit, wie „Der Krieg ist vorbei“.

#wirsindhelden #judithholofernes

Thomas Manegold- Schläfer in der Stadt

Lauterbach zitiert Hegel

Headline des Grauens: „Lauterbach zitiert Hegel“ (NTV)…

Das ist jetzt eine Headline? Ok, wenn er ihn gelesen hätte, den Hegel … aber ein Politiker zitiert einen Philosophen. Das ist jetzt ein Ereignis für die Journalie? Wow!

Wenn das Thema hierbei nicht so wichtig wäre, würde man sagen: Ok. Kollektive Bankrotterklärung. Insolvenzverfahren und gut. Aber ausgerechnet: „Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit“ zu nehmen, um was genau zu rechtfertigen? Den Zwang, sich mit einem nicht zugelassenen Impfstoff penetrieren zu lassen, der nicht wirkt (der keine sterile Immuniät bringt)?

Selbst Hegel hatte irgendwann eingesehen, dass da ein Subjekt ist, das ohne wie auch immer geartete Freiheit nicht existent wäre. Hegel würde dem Karl diesen Kalenderspruch übrigens um die Ohren hauen.

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Thomas Manegold- Schläfer in der Stadt

Zu Reißerisch

Der Anlass des folgenden Textes ist die Züricher Zeitung. Die hatte nämlich festgestellt, dass „immer mehr Menschen“ in Deutschland auf die Demos gegen die Corona-Maßnahmen gehen. Dieses „immer mehr“ war einem folgsamen Bürger, nennen wir ihn Klaus, zu reißerisch, was er bei Facebook auch so postulierte … mit der Behauptung, das 63 Millionen Menschen die „Maßnahmen“ befürworten würden.


Hallo Klaus. Ich kenn dich nicht, aber dieses „reißerisch“ ist mir sauer aufgestoßen. Wenn die ZZ schreibt, es kämen immer mehr Menschen zu den Demos, das ist dann zu reißerisch?

Reißerisch ist es, von „Ausbrüchen“ zur reden, wenn sich zwei Menschen infizieren, oder von „Wellen, die uns mit Wucht treffen“ und die „wüten“. Reißerisch ist es, im September von einer Pandemie der Ungeimpften zu sprechen, ohne den Impfstatus der Betten-Insassen zu kennen … und Ende November erst damit anzufangen, überhaupt Daten zu erheben. Reißerisch ist die ganze Pandemieberichterstattung. In der Überschrift der ZZ steht doch nur, dass es „immer mehr“ werden. Was ja stimmt.
Überspitzt gesagt: Wenn in einer Stadt Montag zwei Menschen positiv wären und einen Monat später vier, dann spräche das RKI von einer Verdopplung der Fallzahlen. Und würde erst auf Seite 14 des Berichts erwähnen, dass sie dafür einen Monat gebraucht haben. Das ist reißerisch.
Und weil das so ist, haben die Menschen Angst. 63 Millionen Menschen begrüßen die Maßnahmen? In Europa? So viele freundliche Menschen gibts doch in Deutschand gar nicht. Woher weiß man das?

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„KLIMANEUTRAL“ auf der Umverpackung von feuchtem Toilettenpapier

(Thomas Manegold für „Wider die Masse“ – Edition Subkultur)

Es kotzt mich an, wie wir aus dem Klimawandel einfach ein Mega-Geschäft machen.
Und es kotzt mich an, dass die Youngsters diese Selbstverarsche in ihrer unendlich kapitalinfantilen Art einfach mitmachen, weil sie es nicht anders kennen. Man ist vorlaut und naiv, so lange man Pampers trägt. Und in der Übergangszeit, in der alle unten ohne rumlaufen, teilen sie sich dann auf in Schinder und Geschändete. Und dann wird die Gesinnung immer brauner, wie der Chitinpanzer einer Kakerlake, die sich nicht mehr häuten kann. Erst verhärtet das Exoskelett, dann brechen die Antennen ab, dann vertrocknen die Geschlechtsteile und schließlich geben die Beine den Geist auf.

Die Kinder gehen diesen Weg, der kein leichter ist und den im Grunde keiner gehen müsste, weil die Alten es genau so vorgelebt haben, gut, die ganz Alten halt ohne Wegwerfwindeln, aber im Prinzip machen wir das so, seit der letzte Krieg vorbei ist.

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